An jeweils drei Tagen zum Ende des Schuljahres 2016/2017 erhielten unsere Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit an selbst gewählten Themen zu arbeiten. Die Initiative hierfür ging von Schülerinnen und Schülern der Q1 aus und stieß auf breite Zustimmung in der Lehrerschaft. Beide Seiten sahen hierin besonders die Chance für Möglichkeiten des Mitgestaltens von Unterricht und des Schullebens sowie der Stärkung von eigenverantwortlichem Arbeiten. In beinahe allen Kursen wurden die Themen vielfältig umgesetzt. Die Q1 beschäftigte sich mit „# Healthy Lifestyle“ und in der EF lautete das Motto „Vielfalt leben“.

Nach einer Selbstreflexion und Klärung von Erwartungen, war allen Schülerinnen und Schülern schnell klar, dass beide Themen verschiedene Lebensbereiche betreffen. So war es schön festzustellen, dass zahlreiche Schülerinnen und Schüler die Thementage mitgestalteten, um ihre Interessen aktiv miteinzubringen.

So organisierte die Schülerin Hannah Böwer auf Wunsch des Pädagogik-Grundkurses von Frau Loddenkemper eine Auftaktveranstaltung im Rahmen der Unterrichtsreihe zur systemischen Theorie und Therapie am Beispiel von Essstörungen. In dieser hielt die Ernährungstherapeutin Frau Zwiener, tätig in der LWL-Klinik in PB, einen fesselnden Vortrag mit vielen Beispielen aus der Praxis und Ausgabe von Infomaterial. In diesem Zusammenhang wurden auch aufrüttelnde Filmausschnitte aus einer Dokumentation aus einem Klinikaufenthalt von Essgestörten gezeigt. Als Fazit stellte sich heraus, dass Aufklärung im Jugendalter wichtig ist und diese Informationsveranstaltung im Rahmen der ‚gesunden Schule‘ an unserem Gymnasium etabliert werden sollte.

Am Dienstagnachmittag leitete Herr Michael Hartmann, tätig in der Drogenberatung ‚Lobby‘ in Paderborn, auf Initiative des Philosophie-Grundkurses von Frau Loddenkemper, einen sehr schülernahen Workshop zum Thema „Cannabis“. Philosophisch wurde die Frage vertieft, was ein ‚gutes Leben‘ ausmacht und die Schülerinnen und Schüler sind zu dem Ergebnis gekommen, dass Freundschaften, Familie, Hobbies dazu gehören – und keine Drogen. Methodische Abwechslung zeigte sich etwa durch ein Quiz im Wettkampfmodus, Fallbeispiele, ein Drogen-Memory und die Cannabis-Waage. Besonders aufschlussreich (und lustig) war der Exkurs mit der Alkohol-Brille, die 1,5 Promille simuliert. 5 Schülerinnen und Schüler durften einen Parcours mit der Brille absolvieren und schafften es nicht mehr, Wasser in einen Becher zu füllen.

Als Fazit kann formuliert werden: Herr Michael Hartmann vermittelte gut verständlich und abwechslungsreich Wissen über verschiedene Drogen und sensibilisierte die Schülerschaft für die Gefahren eines experimentellen Konsums, der sehr schnell über den gelegentlichen Konsum zum gewohnheitsmäßigen Konsum und letztendlich zur Sucht werden kann.

Schülerinnen und Schüler waren sich einig: das war ein sehr lohnenswerter Nachmittag und auch die Lehrkräfte sahen ihn als gute Ergänzung und Erweiterung des Wissens aus der Drogenberatung in der Mittelstufe.

Als ein weiteres Highlight im Rahmen der Thementage zur Gesundheit klärte INH-Mitglied Udo Hilwerling circa 70 Schülerinnen und Schüler über viele Fragestellungen rund um die Homöopathie auf. Eine Doppelstunde lang gab es geballte Informationen, unterhaltsam dargebracht, die am Ende mit viel Applaus von Schülerinnen und Schülern und Lehrkräften bedacht wurden. „Es ist vor allem der zu Tage tretende Mangel an naturwissenschaftlicher Bildung, der mich an der Homöopathiegläubigkeit der Anhänger dieser Scheintherapie immer wieder stört“, begründet Udo Hilwerling, selbst Physik- und Informatiklehrer an unserer Schule, sein Engagement in der GWUP und dem INH. Deshalb bringt er die kritische Auseinandersetzung mit Parawissenschaften immer wieder in seinen Unterricht ein.

Zu Beginn des Vortrags wurde eine kleine Umfrage gemacht: Wer von den Schülerinnen und Schülern hatte überhaupt den Begriff „Homöopathie“ schon einmal gehört, wer hatte schon einmal homöopathische Mittel eingenommen, bei wem hat es geholfen? – Erstaunlich: überschlägig nur ca. 20% der Schülerinnen und Schüler kannten Homöopathie, unter 10% hatten Mittel eingenommen – und geholfen hatte es nur Einzelnen.

Bekannt war die Homöopathie den Schülerinnen und Schülern als „Naturheilmedizin“, was mit einem Überblick verschiedener Webseiten zum Thema bestätigt wurde. Dort sah man die Homöopathie (wie üblich) als sanfte Chemie-Alternative, mit der Fähigkeit selbst zur Heilung von Krebs, aber auch als Pflanzenschutzmittel oder als „Homöopathie zum Aufmalen“. Auf die „Werbung“ folgten dann die Fakten: Wer war Hahnemann, wie sah der medizin-historische Hintergrund seinerzeit aus – von welcher „Medizin“ war Hahnemann also geprägt? Welche Grundideen stecken hinter der Homöopathie, wie wird sie hergestellt, warum ist sie apothekenpflichtig? Wie sieht die naturwissenschaftliche Expertise zur Homöopathie heute aus, woher kommen die vielen überzeugten Benutzer und wie versuchen Lobbyisten, der Homöopathie einen wissenschaftlichen Beleg anzudichten?

Höhepunkt des Vortrags war sicher die Herstellung eines eigenen echten Homöopathikums, denn das ist nicht schwer: 0,1g Salz (NaCl) wurde in 10g Wasser gelöst und fachgerecht verschüttelt – fertig war die Potenz C1 – nun nur noch mit viel Geduld das Ganze 29 Mal wiederholt und fertig war Natrium Chloratum C30. Aufgesprüht auf Hagelzucker, stand der Verkostung der Globuli nur noch eine Sache entgegen: Obwohl die C30-Mischung der Menge von 0,1g Salz in einer Wassermenge aufgelöst entspricht, die die Masse unseres gesamten sichtbaren Universums um das ca. 100-fache übersteigt, dürfen Schülerinnen und Schüler die Globuli nicht einnehmen, denn diese sind rechtlich gesehen eine apothekenpflichtige Medizin, die in der Schule nicht verabreicht werden darf. Udo Hilwerling hingegen durfte -auf eigenes Risiko- die vermeintlich hochwirksame Medizin einnehmen und tat dies auch: ca. 1 Esslöffel Globuli wurden zerkaut, die Süße genossen und geschluckt. Die laut der homöopathischen Lehre nun einsetzen müssenden Symptome wie Herzrasen, Abneigung gegen Schwarzbrot oder Depressionen wartet der Lehrer gutgelaunt ab und ist sehr zuversichtlich, dass sie nicht eintreten werden, denn: „Naturgesetze sind nicht verhandelbar. Sie unterliegen keinem Glauben und keinen falschen Theorien. Sie sind so, wie sie sind. Und deshalb gehört die Homöopathie auf den Müllhaufen der Irrwege der wissenschaftlichen Intuition.“ Interessant wäre nun, so dachten Schülerschaft und Lehrkräfte, eine kritische Debatte mit Vertretern der Homöopathie, zu der sich Herr Hilwerling bereits bereit erklärt hat. Mal sehen, was die Zukunft so bringt….

Insgesamt möchte ich mich bei allen, die zu der Umsetzung und dem Erfolg der Thementage beigetragen herzlich bedanken. Es ist gerade zum Ende der Schulzeit nicht selbstverständlich, sich auf Neues einzulassen, noch dazu auf so vielfältige Weise, denn dies war nur ein kleiner Auszug, die Interessen und Ideen unserer Schülerinnen und Schüler umzusetzen. Es wäre schön, wenn diese gemeinsamen Thementage auch positive Auswirkungen auf die weitere gemeinsame Zeit in der Oberstufe hätten!

Text: M. Ziemer / U. Hilwerling
Fotos: S. Kost / J. Loddenkemper