Der Jahrgang 10 besuchte am Dienstag, den 15.08.2023 im Rahmen des Geschichtsunterrichts die Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg. Der Besuch dieses außerschulischen Lernortes ist fester Bestandteil des schulinternen Lehrplans des Fachs Geschichte am Goerdeler-Gymnasium.
Es ist uns als Schule wichtig, dass den Schüler:innen Möglichkeiten zur intensiven individuellen Auseinandersetzung mit der Geschichte des Nationalsozialismus angeboten werden. Die Inhalte gehen über die Vermittlung von Ereignisgeschichte der NS-Zeit hinaus und bieten die Möglichkeit, sich mit gesellschaftlichen Fragen von Ausgrenzung und Teilhabe zu beschäftigen. Unser großes Anliegen und Ziel ist es, vor dem Hintergrund der Geschichte junge Menschen zu befähigen, eine Haltung zu gesellschaftlichen Fragen zu entwickeln sowie zivilgesellschaftliches Engagement zu fördern und demokratische Werte zu stärken.
Die Förderung eines historischen Bewusstseins, Selbstreflexion und konkrete Handlungsmöglichkeiten, verbunden mit einem starken Gegenwartsbezug sehen wir als unsere gesellschaftliche Aufgabe. Dabeiwerden Themen aus verschiedenen Perspektiven wie Antisemitismus und Ausgrenzung, Flucht und Migration oder Erinnerungskulturen in den Blick genommen.
Der Studientag an der Gedenkstätte Wewelsburg begann mit einer Führung durch die Dauerausstellung. Nach einer kleinen Reflexionspause haben die Schüler:innen die Möglichkeit, sich interessengeleitet mit verschiedenen Themenschwerpunkten zu beschäftigen. Dabei können sowohl die Täter als auch die Opfer der KZ-Gewalt mit Hilfe des offenen Archivs näher beleuchtet werden.
Wir waren tief erschüttert über die Grausamkeit der SS. In den Archiven lasen wir: „Wegen seiner Beteiligung an einer Schneeballschlacht wurde der Jude Günther Ransenberg von der Tochter eines SS-Obersturmführers gemeldet. Günther Ransenberg wurde noch am selben Tag verhaftet und am 15. April 1942 wegen „Rassenschande“ erhängt.“ Er hatte einen Schneeball auf ein arisches Mädchen geworfen.
Daran anschließend erfolgt der Besuch des ehemaligen Geländes des Konzentrationslagers Niederhagen. Dort können die Schüler:innen durch den geführten Dorfrundgang die verbliebenen Bauten der SS im Dorf besichtigen. Das Mahnmal auf dem ehemaligen Appellplatz des Konzentrationslagers Niederhagen erinnert in erster Linie an die Opfer der NS-Gewaltherrschaft, an die schwer zu begreifenden unvorstellbaren Verbrechen gegen die Menschenwürde, an die Missachtung des Menschenrechts auf Leben.
Das Mahnmal erinnert auch an Begegnungen mit den überlebenden Häftlingen und an ihren Lebensmut, den sie den Nazis zum Trotz nicht verloren haben und somit auch jetzt noch Zeugnis ablegen können. Ihre Berichte sind uns heute sehr wichtig. Wir, die Schule und die Schüler:innen, sind angehalten diese Berichte weiterzutragen, sie nicht vergessen zu lassen.
Diese aktive Erinnerungskultur führt den 10er Jahrgang in einer weiteren Exkursion zum weltweit umfassendsten Dokumentationszentrum zu Opfern und Überlebenden der NS-Zeit. Arolsen Archives baut ein digitales Denkmal, um die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus wachzuhalten; es gehört zum UNESCO Welt-Dokumentenerbe. Wir freuen uns, diese weltweit größte Sammlung zu NS-Opfern zu besuchen und uns dort mit weiteren Forschungen und Bildungsobjekten zu befassen. Die jugendlichen Schüler:innen befürworten diese Exkursionen und gaben ein sehr differenziertes und oftmals sehr persönliches Feedback:
„Diese Exkursionen sind sinnvoll, Orte sind anschaulicher als Texte und Bilder.“ (Jolie)
„Wir sind alle deutschen Staatsbürger, egal aus welchem Land wir kommen, wir sind doch verpflichtet dieses Land zu verbessern.“ (Alicia)
„Bilder sind oft unscheinbar, aber ein Ort macht Geschichte lebendig.“ (Henrik)
„Es hat mir geholfen, das Ausmaß der NS- Verbrechen sichtbar/begreifbar zu machen.“ ( Lia)
„Ausflüge lassen uns nicht vergessen, machen bewusster, was passiert ist. Es ist schon krass, dass es auch in der Nähe von Paderborn so ein Lager gab. Viele wissen dies nicht.“ (Lara)
„Die Zitate der Häftlinge an den Wänden zu lesen war bewegend , man bekam eine Stimme, ein Bild des Menschen. Die Audiodateien waren spannend, Stimmen der Opfer und ihre Erlebnisse/Berichte zu hören gab mir Gänsehaut-Momente.“ (Mustafa)
„Filme stellen die grausame Wirklichkeit einfühlend dar.“ (Eiva)
„Das Gefühl beim Lesen der Berichte und Sehen der Orte gab mir eine bestimmte Lernatmosphäre.“ (Aliyah)
„Sensibilisierung für die Geschichte ist so wichtig geworden, Mitgefühl für die Opfer, gerade wegen der Hasstiraden in den social media.“ (Jolie)
„Heftig, was Menschen anderen Menschen antun können. Ausgrenzung ist unmenschlich.“ (Hannah)
Text / Fotos: G. Lambrechts