
Es ist ein eindringliches Zeugnis der Verfolgung und des Holocaust und zugleich intimes Dokument der Lebens- und Gedankenwelt eines jungen Mädchens. Das weltberühmte Tagebuch der Jüdin Anne Frank steht im Mittelpunkt der Wanderausstellung „Lass mich ich selbst sein“, die am Mittwochabend eröffnet wurde und für vier Wochen in unserer Mensa präsentiert wird.
„Ich habe eine glückliche Natur, ich liebe die Menschen, bin nicht misstrauisch und will alle mit mir zusammen glücklich sehen!“ Schulleiterin Manuela Ziemer und Schulentwicklungskoordinator Sebastian Niggemann betonten bei ihrer Begrüßung, dass sie „gerade diese Sätze Anne Franks in den Vordergrund stellen möchten: Menschenliebe, weniger Misstrauen, gemeinsames Glück ermöglichen. Und weil in den letzten Jahren eher der negative Blick auf unsere Gesellschaft zunimmt, möchten wir heute das Positive in den Vordergrund stellen. Wenn wir in den Raum schauen, blicken wir nämlich auf Menschen, die sich im Sinne von Anne Franks Lebensbild engagieren.“
Und so begrüßten sie unter den zahlreichen Gästen Vertreter:innen der Stadt, des Kreises, der Bezirksregierung und des Schulministeriums sowie der Religionsgemeinschaften, Kooperationspartner:innen und Schulnetzwerke.






Die Schule versteht die Ausstellung als Beitrag zur Stärkung der Demokratie, des Respekts und der Toleranz – eine Zielsetzung, die auch der ehemalige Bürgermeister Michael Dreier und Landrat Christoph Rüther in ihren Grußworten betonten. „Anne hielt an ihrem Glauben an das Gute in dunkelsten Zeiten fest. Ihr Schicksal, ihr Tagebuch ist ein Mahnmal gegen das Vergessen und ein echter Auftrag für heute“, so Rüther.
Wie sehr Anne Frank bis heute mit ihren Fragen berührt, bewegt und inspiriert, schilderten Schülerinnen der Klasse 8d durch eine Lesung und Einordnung ausgewählter Auszüge aus Annes Tagebuch.
Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde von Sängerinnen und Sängern unseres Schulchores und der Bigband. Etwa mit gesungenen Psalm 27, dem hebräischen Kanon „Schalom chaverim“ oder Mozarts „Eine kleine Nachtmusik“, die Anne Frank besonders mochte. Eindringlich vorgetragen wurde zudem eine Liedversion eines Gedichtes, das der jüdische Autor Ben Chorin 1942 mitten im zweiten Weltkrieg verfasste: „Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt, ist das nicht ein Fingerzeig, dass die Liebe bleibt?“
Dass Hoffnungszeichen und Brückenbauer damals wie heute zentral sind, betonte in einem Videogruß auch Silvia Löhrmann, die als Antisemitismusbeauftragte des Landes NRW die Ausstellung gefördert hat: „Anne Franks Worte und ihr Mut inspirieren uns gegen Antisemitismus, Rassismus und jede Form von Diskriminierung zu kämpfen. Sie ermutigt uns, die Stimme zu erheben. Anne Frank schrieb „Wie wunderbar ist es, dass niemand einen Moment warten muss, um die Welt zu verbessern.“ Dieser Auftrag trifft damals wie heute zu: Jede und jeder einzelne kann die Welt im Hier und Jetzt besser machen!“






Jugendliche Guides führen durch die Ausstellung
Die Ausstellung „`Lasst mich ich selbst sein.‘ Anne Franks Lebensgeschichte“wurde gemeinsam vom Anne Frank Zentrum in Berlin und dem Anne Frank Haus in Amsterdam entwickelt. Zum besonderen Konzept gehört es, dass Jugendliche aktiv eingebunden sind. In einem zweitägigen Training wurden im Vorfeld 30 Schüler:innen zu „Peer-Guides“ ausgebildet. Sie lernten, Schulklassen und weitere Besuchergruppen durch die Ausstellung zu begleiten.
John Kessel, der ein Grußwort als Vertreter des Schulministeriums sprach, hob das Engagement der Schüler:innen besonders hervor „Ihr seid das Herzstück der Ausstellung. Ihr seid demokratische Multiplikatoren.“
Verbindung von Geschichte und Gegenwart
Während der Eröffnungsfeier führten sechs der ausgebildeten Peer-Guides auf der Aulabühne einen Livetalk. Adelina, Valeriia, Lina, Lana, Julia und Maja schilderten ihre Beweggründe für ihr Engagement und gaben Einblicke in die absolvierte Ausbildung.
Weitere Peer-Guides führten anschließend die geladenen Gäste als erste Besucher durch die Ausstellung.
Diese erzählt als mobiler Lernort auf 32 Bannern von Anne Franks Leben und ihrer Zeit: Von den ersten Jahren in Frankfurt am Main und der Flucht vor den Nationalsozialisten in die Niederlande, über die Zeit in Amsterdam, ihr Leben im Versteck bis hin zu ihrer Entdeckung, ihrer Deportation und den letzten Monaten in Konzentrationslagern.
Die persönliche Geschichte von Anne Frank wird in der Ausstellung verbunden mit der Geschichte des Nationalsozialismus, des Holocaust und des Zweiten Weltkriegs.
In einem zweiten Teil wendet sich die Ausstellung dann direkt an die Besucher und stellt aktuelle Fragen zu Identität, Gruppenzugehörigkeit und Diskriminierung. Ausgehend von der Frage „Was kann ich bewirken?“ ermutigt die Ausstellung die Besucher:innen zu eigenem Engagement.






Ausstellungsbesuch und Führungen
Die Wanderausstellung ist bis zum 06. Dezember in der Mensa unserer Schule (Goerdelerstraße 35, Paderborn) zu sehen. Der geführte Ausstellungsbesuch kann von Gruppen und Schulklassen kostenfrei gebucht werden. Interessierte können sich für eine Führung anmelden (s.niggemann@paderborn.de).
Öffentliche Führungen ohne vorherige Anmeldung gibt es am 20.11. und 24.11.2025 jeweils um 17.00 Uhr.



Text/Fotos: N. Lamberty-Freckmann














