Die schönsten Geschenke macht man sich oft selbst: Anlässlich des 50. Geburtstages unseres 1967 gegründeten Gymnasiums begann das Jubiläumsschuljahr mit einer besonderen Fahrt der gesamten Schulgemeinschaft nach Leipzig.
Am frühen Freitagmorgen sammelten sich die Klassen 5-9 mit ihren Klassenleitungen am Parkplatz Florianstraße und die Oberstufenschüler trafen sich direkt am Hauptbahnhof. So kam es zu einem „geordneten Ansturm“ auf Gleis 3, denn die Gruppen machten sich nach und nach auf den Weg zum Bahnsteig und wussten zuvor, in welchen der insgesamt 14 Waggons sie Platz finden würden.
700 Schülerinnen und Schüler, 70 Lehrerinnen und Lehrer und einige begleitende Eltern verließen dann planmäßig mit dem langen Sonderzug der Centralbahn AG um 7.30 Uhr den Paderborner Bahnhof Richtung Leipzig.
Die Stimmung im Zug war dabei von Beginn an überaus gut und die Schüler zeigten sich beim Zeitvertreib sehr kreativ: So wurde der Zug mehrfach komplett durchquert, gespielt, gerätselt, gesungen, getanzt, gespielt, gelesen und ganz viel gelacht – und manchmal auch noch ein wenig geschlafen.
Nach viereinhalb Stunden Fahrtzeit in Leipzig angekommen, sammelten sich die Klassen und die Gruppen der Oberstufe zunächst auf der Ostseite des größten Kopfbahnhofes Europas. Von dort aus begann das abwechslungsreiche Programm für jede Altersstufe und Interessenlage: Die Jahrgangsstufen 5-7 besuchten den Zoologischen Garten, die Klassen 8 erlebten eine Studiotour beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) , die 9er besichtigten das Völkerschlachtdenkmal und für die Oberstufe standen zusätzlich zu diesen Angeboten noch weitere Aktivitäten zur Auswahl: das Zeitgeschichtliche Museum, das Museums in der „Runden Ecke“ mit dem Stasi-Bunker, ein Besuch des Botanischen Gartens, eine Themenführung „Musik in Leipzig“ oder eine Stadionführung bei RB Leipzig.
Für alle Schüler gehörte zusätzlich eine Erkundung der Leipziger Innenstadt zum Tagesprogramm, einschließlich berühmter Sehenswürdigkeiten wie Thomaskirche, Auerbachs Keller, Gewandhaus, City-Hochhaus und natürlich des Neuen Rathauses, an dem sich das Goerdeler-Denkmal befindet.
Dort standen Mitarbeiter der Fachstelle Extremismus und Gewaltprävention des Dezernates Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule der Stadt Leipzig bereit, um Informationen zum Leben und Wirken Goerdelers zu vermitteln.
Denn auf der Jubiläumsfahrt galt es auch, die Wirkungsstätte unseres Namensgebers besser kennenzulernen: Carl-Friedrich Goerdeler war von 1930 bis 1937 Oberbürgermeister von Leipzig. Aus Protest gegen die Entfernung des Denkmals des jüdischen Komponisten Felix Mendelssohn-Bartoldy durch die Nationalsozialisten trat er als Oberbürgermeister zurück und beendete damit seine Karriere als einer der bedeutendsten Kommunalpolitiker seiner Zeit. Später nahm er führend am zivilen bürgerlichen Widerstand gegen den Nationalsozialismus teil und wurde 1945 wegen Mittäterschaft beim gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler hingerichtet.
Eine kleine Delegation der Schule wurde im Neuen Rathaus von der Stadt Leipzig auch offiziell empfangen: Schulleiterin Helga Lazar, der stellvertretende Schulleiter Martin Mevius, Rudolf Hengesbach und die Schüler Marko Hoffmann (7b), Jasmin Sharifi und Lina Bargen (beide EF) trafen sich mit Fachbürgermeister Prof. Dr. Thomas Fabian (Beigeordneter für Jugend, Soziales und Gesundheit) zu einem Austausch über schul- und bildungspolitische Themen. In dem Gespräch ging es u. a. um die Frage, wie sich das, was Carl Friedrich Goerdeler „ausgezeichnet“ hat, heute sowohl in Leipzig als auch in unserer Schule widerspiegelt. Prof. Fabian berichtete über die Situation von Flüchtlingen und deren Akzeptanz in Leipzig, wobei ihm sehr wichtig war, dass es in der Stadt eine funktionierende Zivilgesellschaft gibt, die z. B. ein Entstehen von so etwas wie Pegida in Dresden verhindert. Auch ging es um die Integration von Flüchtlingskindern in die Schulen in Leipzig und bei uns. Unsere Schüler stellten Projekte in unserer Schule als Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage vor. Von Prof. Fabian wurde dieses Engagement ausdrücklich gelobt. Zum Schluss des Gesprächs wurde eine Partnerschaft zwischen Schülervertretern eines Leipziger Gymnasiums, das ebenfalls Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage ist und unserer Schule vorgeschlagen und von allen Teilnehmern deutlich befürwortet.
Nach einem ereignisreichen und abwechslungsreichen Tag bei gutem Stadterkundungswetter hieß es am Abend: Aufbruch zum Bahnhof! Um 18.20 rollte unser Sonderzug auf Gleis 15 aus Leipzig.
Bei der Fahrt durch die Nacht klang der Tag dann genauso gutgelaunt aus, wie er begonnen hatte: kleine gemütliche Runden in den 6er-Abteilen hörten Musik, schauten die Fotos des Tages an, einige besuchten die Mitschüler oder andere Klassen in ihren Waggons, starteten eine Polonäse durch den Zug, wiederum andere probierten aus, wie viele Schüler wohl in ein Abteil passen, andere verkürzten sich die Zeit mit lustigen Spielen, einige zogen die Sitze ihres Abteils aus zu einer großen Liegefläche und schliefen – und andere tanzten ausgelassen zu Musik und Discolicht im „Gesellschaftswagen“.
Als der Zug dann kurz vor Mitternacht wieder am heimischen Bahnhof hielt, endete eine Fahrt, die mit ihrem ganz besonderen Erleben von großer Schulgemeinschaft sicher lange in Erinnerung bleiben wird.
Bericht auf der Homepage der Stadt Leipzig
Text: N. Lamberty-Freckmann
Fotogalerie: N. Lamberty-Freckmann, U. Hilwerling, J. Loddenkemper,
G. Lambrechts, M. Freudenreich, N. Weber, R. Hengesbach u.a.
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