Komposition aus Musik, Fotografie und Chemie

Der Experimentalvortrag „Vivaldi goes chemistry“ begeisterte am 29. Februar das Publikum in der Goerdeler-Aula. „Unsere Versuche sprechen erst in zweiter Linie den Verstand an. In erster Linie zielen sie ins Herz“, sagte Dr. Roland Full in seinen einleitenden Worten. Gemeinsam mit seinem Freund und Kollegen Dr. Werner Ruf gratulierte er dem Goerdeler-Gymnasium zur Auszeichnung “MINT-freundliche Schule“ und präsentierten eine beeindruckende Komposition aus Chemie, Naturfotografie und Musik.

Der Abend gliederte sich in zwei Sätze. Bevor die beiden ehemaligen Gymnasiallehrer aus Unterfranken live experimentierten, zeigten sie einen auf Antonio Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ abgestimmten Diavortrag mit dem Titel „Chemie im Spiegel der Natur“. Landschaftsaufnahmen des Ballonfahrers Werner Ruf wurden hierbei übergeblendet in Bilder chemischer Versuche. Dabei traten erstaunliche Analogien zu Tage: Die Makroaufnahme von Eiskristallen ging über in ein Foto von „Künstlichem Reif durch sublimierte Benzoesäure“ und „Eisendrähte in saurer Lösung von rotem Blutlaugensalz“ erzeugten z.B. das abstrakte Bild einer Luftaufnahme von mit Feldwegen durchzogenen blühenden Wiesen. Immer mehr verschwand die Grenze zwischen realen Naturaufnahmen und chemischen Versuchen.
Mit 17 Live-Experimenten, sekundengenau getaktet auf die unterlegte Musik, konnten die beiden Chemiker die Faszination des Publikums im zweiten Teil des Abends noch steigern. Im Rücken der Betrachter hatte sich das eingespielte Team im Mittelaufgang der Aula eingerichtet und agierte mit einer für den Laien unüberschaubareren Vielzahl an Laborgeräten, kleinen Fläschchen und Döschen mit verschiedensten Chemikalien. In Petrischalen zauberten sie sich selbst malende Bilder. Lichtstarke Projektoren warfen das Livebild über die Köpfe der Zuschauer hinweg extrem vergrößert auf die Leinwand.

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Auch in diesem Teil des Abends bildete der Wandel der Jahreszeiten den thematischen Rahmen der Vorführung. Charakteristische Naturschauspiele wie das Keimen von Pflanzen im Frühjahr, das Aufblühen einer Sommerblumenwiese, aufziehender Nebel im Herbst oder das Wachsen von Eisblumen im Winter wurden inszeniert. Um was es sich bei den Versuchen genau handelt, bleibt das Geheimnis der Naturwissenschaftler. „Wir möchten nichts erklären“, hatte Werner Ruf einleitend gesagt. „Die Musik und die Bilder sprechen für sich. Sie als Publikum sollen sich zurücklehnen und genießen.“
Langanhaltender Applaus der Zuschauer zeigte die Begeisterung für die gelungene Veranstaltung. Diese griff Schulleiterin Helga Lazar nach der Vorstellung auf und zeigte sich in ihren Dankesworten selbst sehr angetan von den für sie unerwarteten Seiten der Chemie. Mit Getränken und Knabbereien fand der Abend bei Gesprächen rund um die Aula seinen gelungenen Abschluss.

Text/Fotos: N. Lamberty-Freckmann