Nachdem wir Anfang November letzten Jahres belgische Schüler:innen sowie ihre Begleitpersonen bei uns am Goerdeler- Gymnasium willkommen heißen durften, stand vom 9. bis 15. März unser Gegenbesuch in der malerischen Küstenstadt Oostende an. Zwölf Teilnehmer:innen aus den Jahrgangsstufen 10 und Q1 erlebten mit ihren begleitenden Lehrkräften Dorit Hovestadt und Monika Schäfer eindrucksvolle Tage in Oostende und Umgebung. Bereits bei unserer Ankunft am Hauptbahnhof wurden wir sehr herzlich und freundlich begrüßt und die Atmosphäre war von Anfang an wieder so vertraut, als wäre seit dem Besuch bei uns in Paderborn keine Zeit vergangen.
Gemeinsam wurde weiter am Erasmus+-Projekt „Käthe Kollwitz: Let us stand up to shape these times“ gearbeitet. Im Fokus stand dabei wie bei uns die Auseinandersetzung mit der bedeutenden deutschen Künstlerin Käthe Kollwitz und ihren kritischen Blick auf die gesellschaftlichen Gefahren faschistischer Diktaturen. Im Laufe der Woche nahmen die Schüler:innen beider Schulen an spannenden Exkursionen teil und arbeiteten gemeinsam an ihrem Projekt, einem Podcast.

Unsere Woche begann mit einem spannenden Podcast-Workshop und einer Erkundung der Küstenstadt. Bei unserem Besuch des Kollwitz-Museums in Koekelare erlebten wir die Ausstellung aus der Perspektive ihres 17jährigen Sohnes Peter, der sich – mit ihrer Zustimmung – zu Beginn des Ersten Weltkriegs freiwillig meldete und als einer der ersten fiel. Anschließend hatten wir die Gelegenheit, ihre und seine Geschichte auf dem Soldatenfriedhof in Vladslo weiterzuverfolgen, wo er unter tausenden anderen deutschen Soldaten begraben liegt. Aus eigener Betroffenheit schuf die Künstlerin für diesen Ort das Denkmal das „Trauernde Elternpaar“. Dort stehen Vater und Mutter in ihrer individuellen Trauer und Verzweiflung nebeneinander und schauen sich nicht an. Das „Trauernde Elternpaar“ ist bis heute eine stille Ächtung von Kriegsfolgen und ein Mahnmal für 25.638 dort bestattete deutsche Männer. Eine andere Perspektive auf den Ersten Weltkrieg konnten wir auch im interessanten und abwechslungsreich gestalteten „Flanders Fields Museum“ in Ypern erleben. In diesem Museum über den Ersten Weltkrieg stehen nicht die eigentlichen Kriegsgeschehnisse, sondern die dahinterstehenden Personen im Vordergrund. Man bekommt am Eingang ein personalisiertes Armband, mit dem man sich zwei Zeitzeugen wählen kann, deren Geschichte man im Verlauf der Ausstellung immer wieder abrufen kann. Ebenso eindrücklich war der Besuch des „Tyne Cot Cemetery und Memorial“ in Passendale, dem Friedhof für Soldaten des Commonwealth. Besonders nachdenklich wurden wir in den Todesgräben, bis heute erhaltene Schützengräben aus dem Ersten Weltkrieg in Diksmuide, in dessen Nähe Peter Kollwitz in den ersten Kriegswochen gefallen ist.


All diese Erlebnisse und Eindrücke der Erinnerungsbesuche sowie die emotionale Auseinandersetzung mit Käthe Kollwitz in Paderborn und Oostende flossen in den Podcast ein, der im Dialog in Gruppen aus belgischen und deutschen Austauschschüler:innen entstand. Thematisiert wurde dabei auch die Sicht auf die deutsche Geschichte sowie die persönliche Sicht auf aktuelle Konflikte und die politische Lage in der Welt.

Ein weiterer Höhepunkt unseres Aufenthalts in Oostende stellte der Besuch des Europaparlaments in Brüssel (siehe Beitragsbild oben)  sowie eine individuelle Erkundung der Stadt dar sowie unser Besuch der Stadt Brügge, der Hauptstadt der Provinz mit ihren wunderschönen Grachten, den kopfsteingepflasterten Straßen, den mittelalterlichen Gebäuden und weltbekannten Chocolatiers.

Wir bedanken uns herzlich bei unseren Gastgebern – und freuen uns auf eine Fortsetzung dieser Partnerschaft! Uns bleibt die Erinnerung an eine inspirierende Woche voller kreativer Projekte, historischer Reflexion und herzlicher Begegnungen.

Bis dann – tot ziens!

Text / Fotos: D. Hovestadt

Hier geht es zum Artikel des ersten Austausches mit Athena Ostende im November 2024.