Die Frage, was unter dem Begriff Philosophie zu verstehen ist, ist so alt wie die Philosophie selbst. Indem man diese Frage stellt, ist man schon mitten in der Philosophie angekommen: Eine kurze, knappe Antwort auf diese Frage ist leider nicht möglich. Dennoch soll im Folgenden zumindest grob umrissen werden, was wir Philosophie-Lehrerinnen und -Lehrer des Goerdeler-Gymnasiums unter „Philosophie“ verstehen.
Die Philosophie setzt sich gerne mit „Was ist…?“-Fragen auseinander (Was ist Glück? Was ist der Sinn des Lebens? Was ist Gerechtigkeit?). Diese Art Fragen gehen einer Sache auf den Grund und fordern zu einer eigenen Antwort heraus. Zu philosophischen Problemen werden solche Überlegungen dann, wenn auf scheinbar simple Fragen (Können Maschinen denken? Ist der Mensch gut oder böse?) sehr unterschiedliche Antworten gegeben werden können, oft gerade sich widersprechende und nicht miteinander zu vereinbarende Antworten. Man kann zum Beispiel auf die Frage „Haben Tiere einen Geist?“ einerseits antworten: „Klar! Mein Hund versucht sich meistens so zu verhalten, dass ich mit ihm zufrieden bin und das macht er meist ganz gezielt und sehr überlegt.“ Auf der anderen Seite können wir aber auch sagen: „Natürlich haben Tiere keinen Geist. Sie können die Gegenstände in ihrer Umgebung nicht begrifflich erfassen und einordnen, sie können nicht logisch denken und haben keine Sprache.“ An dieser Stelle kann die Philosophie helfen, indem sie den begrifflichen Hintergrund der Frage zu klären versucht: Was verstehen wir unter „Geist“ und unter welchen Bedingungen sind wir bereit, einem Lebewesen Geist zuzuschreiben? Ein wichtiges Ziel der Philosophie ist, das zu bewahren, was nach einer kritischen und eingehenden Prüfung anerkannt werden kann, und das zu verwerfen, was nicht (mehr) anerkannt werden kann.
Aber die Philosophie gibt es eigentlich nicht, es gibt immer nur Philosophinnen und Philosophen: Da trifft man auf den pflichtbewussten Kant ebenso wie auf den ersten Hippie: Diogenes in der Tonne. Man lernt den entrückten Thales kennen, den eine Magd auslacht, weil er nach den Sternen schaut und dabei in einen Brunnen fällt. Oder auch Sokrates, der barfüßig in Athen umherläuft und die Leute von der Arbeit abhält, um ihnen in langen Gesprächen vor Augen zu führen, dass sie nichts wissen. Natur- und Geisteswissenschaftler, Politiker, Mönche, Revolutionäre und Künstler sind unter den Philosophen. Bei all ihren verschiedenen Fragen und Antworten geht es ihnen doch immer um das Gleiche: um die Liebe zum Wissen und um den Horizont, unter dem das menschliche Handeln seinen Sinn erhält. Daher stammt auch der Name: „Philosophie“ schreibt sich auf Altgriechisch „φιλοσοφία“ und bedeutet wörtlich übersetzt „Liebe zur Weisheit“.
In der Mittelstufe wird das Fach als „Praktische Philosophie“ unterrichtet. Die Praktische Philosophie setzt sich mit fast allen Fragen der „Oberstufen-Philosophie“ auseinander, allerdings auf einer einfacheren und konkreteren Ebene. Entsprechend den Kernlehrplänen „Praktische Philosophie“ ist unser Curriculum in zwei Jahrgangsblöcken organisiert: Die
Jahrgänge 5 und 6 bilden eine, die Jahrgänge 7 bis 9 die zweite Einheit. Alle Themen lassen sich einem der sieben Fragenkreise zuordnen, die im folgenden aufgelistet werden. Die Reihenfolge der Themen kann prinzipiell frei gewählt werden.
Die 7 Fragenkreise
In der Einführungsphase der Oberstufe werden dann die wichtigsten Inhaltsbereiche und Arbeitsmethoden der Philosophie vorgestellt. Im Unterricht machen die Schülerinnen und Schüler an Hand von Texten die Bekanntschaft mit grundlegenden philosophischen Entwürfen. Hinzu kommt als wesentliche Arbeitsform das Gespräch, in dem diese Entwürfe diskutiert und im Hinblick auf die Bedeutung für den einzelnen Menschen und sein Leben befragt werden. Die unterrichtlichen Inhalte der Einführungsphase und den Qualifikationsphasen 1 und 2 können durch Anwahl des entsprechenden Punktes auf dieser Seite eingesehen werden.
Es soll nun eine Darstellung des Philosophie-Unterrichts aus Schülersicht wiedergegeben werden (verfasst von Denis Mainka):
„Um entscheiden zu können, ob man in Zukunft am Philosophieunterricht teilnehmen möchte oder nicht, muss verstanden werden, was Philosophie ist. Entgegen vieler kritischer Schülermeinungen ist die Philosophie tatsächlich eine Wissenschaft und zwar die persönlichste, die es gibt. Sie befasst sich nämlich mit Allem, was den Menschen bewegt. Hierbei unterteilt man sie in mehrere Unterthemen, wie z.B. Anthropologie (die Lehre vom Menschen), Logik, Geschichtsphilosophie, Ethik und viele mehr. Es treten hier Fragen auf, die in uns allen schon einmal – manchmal mehr, manchmal weniger – aufgekommen sind. Hat das Leben einen Sinn? Ist Sterbehilfe moralisch vertretbar? Wie ist unser Staatssystem zu werten? Wie wird nun Philosophie in der Schule unterrichtet? Wie in allen Geisteswissenschaften ist es sinnig nach dem eigenen Nachdenken Anregungen durch andere Meinungen zu holen. Dies geschieht fast ausschließlich über Texte von Philosophen oder auch welchen, die sich nur so nennen, so dass diese oft mit sehr kompaktem Satzbau ausgestattet sind, was wiederum zur Folge hat, dass der Leser den Text aufmerksam lesen, wenn nicht analysieren muss. Neben dem Textverständnis ist vor allem die Fähigkeit zu diskutieren äußerst gefragt. Mitschülern zuzuhören, zu ihren Beiträgen Stellung zu beziehen und die eigene Meinung zu präsentieren versprechen eine akzeptable Note. Alles in allem kann man behaupten, dass Schule mit dem Fach Philosophie einem wirklich etwas fürs Leben beibringt. Durch unterschiedlichste Diskussionen wird einem bewussst, wie subjektiv man denkt, obwohl man meint, objektiv von etwas sprechen zu können. Dies ist nur ein Beispiel für Schlüsse, die man aus dem Unterricht ziehen kann. Im Allgemeinen lernt man alltägliche Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, was dazu führt, dass die eigene Meinung oftmals geändert oder erweitert (oder gefestigt) wird. Mir persönlich hat die Philosophie immer viel Freude bereitet, da man doch immer wieder die absurdesten Ideen von Mitschülern zu hören bekommt.“ (Denis Mainka)
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Neben Kopien aus verschiedenen Primärquellen werden in der Oberstufe die jeweiligen Bände des Buches „Zugänge zur Philosophie“ genutzt:
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Das Leistungsbewertungskonzept haben wir in einer gesonderten Datei zusammengefasst, die Sie hier herunterladen können.
Nach Interesse des Kurses wird in der Oberstufe der Besuch einer Philosophie-Veranstaltung an der Universität Paderborn geplant. So arbeiten die Schülerinnen und Schüler in einem Seminar mit oder besuchen eine Vorlesung. Auf diese Weise bekommen sie einen Einblick in den Alltagsbetrieb einer Universität und erhalten sehr konkrete Informationen zu einem möglichen Studium der Philosophie.