Auf Einladung der Schulleitung unserer polnischen Partnerschule, begaben sich vom 09.-12. März 2023 Frau Ziemer, Herr Mevius und Frau Lambrechts, die den Polenaustausch bereits mehrmals begleitet hat, nach Przemyśl. Nach Corona und dem Flüchtlingsströmen infolge des Ukrainekrieges galt es Möglichkeiten zu sichten, das seit 1992 bestehende Austauschprogramm für unsere Schüler:innenschaft beizubehalten und zu reaktivieren.

Die Wünsche der beiden Schulen, deren Interessen, das Verständnis von Vielfalt und Toleranz, die Idee einer globalen Welt und der andauernde Ukrainekrieg waren Gesprächsanlässe hinsichtlich derer die Möglichkeiten des Austausches geprüft wurden. So entstanden intensive Gespräche, vielfältige Eindrücke und besondere Erlebnisse.

So vielfältig das Wetter (mit Sonne und Schnee) sein kann, so vielfältig ist das beschauliche Städtchen im äußersten Südosten Polens. Nur ca.10 km von der ukrainischen Grenze liegt die Stadt Przemyśl. Eingebettet in der hügeligen Landschaft des Karpatenvorlandes schlängelt sich der Fluss San durch das ehemals zum Habsburgerreich gehörende Galizien: Die bewegende Geschichte dieser Stadt ist sichtbar und fühlbar. Die Festung Przemyśl mit ihren Bunkeranlagen des Ersten Weltkrieges bezeugen die Grausamkeit des Krieges im Osten. Die Bürgerhäuser wiederum strahlen noch den Charme der Habsburger Monarchie aus. Selbst Gustave Eiffel ist mit Przemyśl in Verbindung zu setzen: Er entwarf die stählerne Brücke über den Fluss San, noch vor dem Bau des Eifelturms. Zukünftig denkt man, die Eisenbahnbrücke als Rad- und Fußgängerbrücke zu nutzen.

Unsere Partnerschule, das Liceum Kazimierza Morawskiego sieht sich als aktiver Bestandteil der Stadt, so werden immer wieder eine Vielfalt von Schulprojekten mit der Stadt abgesprochen und verwirklicht. Bäume werden gepflanzt, Theateraufführungen umgesetzt. Hier zeigen sich Verbindungen zu unserer Schule. Nachhaltiges Lernen ist auch hier, wie am Goerdeler Gymnasium, von großer Bedeutung.

Eine weitere Gemeinsamkeit besteht in dem Erasmus+ – Programm. Erst kurze Zeit vor unserem Besuch war die zuständige Koordinatorin mit der Schulleitung und einigen Schüler:innen in Lissabon, um an einem gemeinsamen länderübergreifenden Projekt zu arbeiten. Es zeigte sich, dass unsere beiden Gymnasien einen großen Wert auf den sprachlich-kulturellen Austausch innerhalb Europas legen, um u.a. die „Europäische Idee“ zu stützen.

Besonders beeindruckt hat uns insgesamt die Herzlichkeit, mit der wir von der Schulleitung, zahlreichen Lehrkräften und der Schüler:innenschaft begrüßt, aufgenommen und begleitet wurden. Diese Herzlichkeit ist zentraler Bestandteil der polnischen Gastfreundschaft. In der Schule wurden wir mit den Flaggen von der EU, Polen und Deutschland begrüßt, ein Herzlich-Willkommen-Schild stand im Eingangsbereich und per digitalem Bildschirm konnte die Schulgemeinde unseren Weg von Paderborn nach Przemyśl verfolgen. Neben einem Stadtrundgang stand die Besichtigung einer der letzten Glockengießereien Europas, die Schlossbesichtigung und der Blick vom Tartarenhügel am Freitag auf dem Programm. In der Glockengießerei konnten wir die beeindruckenden Schritte in dieser Handwerkskunst nachvollziehen, hier wurde auch die große Glocke gefertigt, die im Goerdeler-Gymnasium im Eingangsbereich steht. Vom Tartarenhügel aus hatten wir einen freien Blick auf die Ukraine, ein bedrückendes Gefühl, um so beeindruckender ist die Selbstverständlichkeit, mit der sich unsere Partnerschule in der Unterstützung der Flüchtlinge engagiert hat und sich immer noch engagiert.

Am Samstag unternahmen wir, neben dem Besuch einer Käserei, eine Gondelfahrt im Bieszczady-Gebirge oberhalb des Staudamms in Solin. Die malerische Seilbahn in Solin, die seit dem 01. Juli 2022 geöffnet ist, ist eine besondere Attraktion, nicht nur in Bezug auf den Tourismus, sondern auch technologisch, eine einzigartige Möglichkeit, die Landschaften des Solina-Sees und Bieszczady zu bewundern.

Anschließend konnten wir wieder einmal die Vielfalt der kulturellen Traditionen (deutsch, polnisch, österreichisch, jüdisch und ukrainisch) erleben, die sich auch in der Gastronomie widerspiegelt. Hier ist wirklich für jeden/jede etwas dabei …  

Den Abschluss des Tages, bevor es am folgenden Sonntag wieder zurück nach Paderborn ging, bildete der Besuch eines Basketballspiels, in dem es um den Aufstieg in die 1. Liga ging. Was für eine Stimmung! Beeindruckt waren wir nicht nur von der Qualität des Basketballspiels, sondern auch von den Cheerleadern, die ausnahmslos Schülerinnen unserer Austauschschule waren. Auch darin sehen wir einen deutlichen Bezug, nicht nur zu Paderborn mit seinem sportlichen Engagement, sondern auch zu unserer Schule, die ebenso wie das Liceum Kazimierza Morawskiego, im Sportbereich einen Schwerpunkt setzt.

Mit vielen beeindruckenden Erlebnissen und wunderschönen Erfahrungen im Gepäck kamen wir am Sonntagabend erschöpft, aber auch äußerst motiviert, diesen Austausch weiterhin zu stärken und zu ermöglichen, nach Paderborn zurück.

Wir sehen in diesem Austausch eine besondere Möglichkeit der Stärkung des europäischen Gedankens, der Demokratie und der kulturellen Bildung junger Menschen in der Welt. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Lage ist es uns ein besonderes Anliegen mit dem Austausch auch ein Zeichen zu setzen, Menschen, die sich für die Stärkung der Demokratie einsetzen, zu unterstützen.

Text: M. Ziemer
Fotos: G. Lambrechts