Eine Philosophie-Stunde über Toleranz und Pluralität
Philosophieunterricht lebt von der Diskussion existentieller Fragen. Beispielsweise sieht der Lehrplan vor, die Frage nach der Existenz Gottes als Herausforderung für die Vernunfterkenntnis zu behandeln. Spannend und lohnend ist ein solcher Austausch im Unterricht angesichts der religiösen und kulturellen Vielfalt der Schülerinnen und Schüler. Für die Beantwortung einer Vielzahl grundlegender und konkreter Fragen sorgte am 3. November Herr Idris Nassery, der am „Zentrum für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften“(ZeKK) der Universität Paderborn forscht und lehrt.
Der Grundgedanke des ZeKK ist, dass Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlicher Religionen in einem Forschungsverbund zusammenarbeiten und sich im gemeinsamen Austausch als gleichberechtigte Partner durch ihre unterschiedlichen Perspektiven, Erfahrungen und Methoden bereichern (Informationen unter: www.upb.de/zekk). Herr Nassery sorgte mit seiner offenen und engagierten Art für eine besondere Schulstunde im Grundkurs Philosophie der Qualifikationsphase 1.
Pluralität war der zentrale Begriff seines einleitenden Impulsvortrags, eine Pluralität, die sowohl dem Islam als auch dem Christentum zugrunde liege. Im Miteinander der Religionen gehe es nicht um eine „Toleranz“ in seiner ursprünglichen Wortbedeutung des reinen „Erduldens“ des Anderen. Vielmehr sei es gerade gegenwärtig wichtig, die Vertreterinnen und Vertreter anderer Religionen wirklich kennenlernen zu wollen. Für diese wertschätzende Haltung konnte Idris Nassery Belege aus den langen Traditionen von Islam und Christentum anführen und auf Fehlentwicklungen hinweisen: „Wer die Vielfalt des Islam nicht würdigt, würdigt nicht seine reiche Tradition“. Sehr eindrücklich verband Herr Nassery inhaltliche Aussagen mit den Erlebnissen aus seiner Kindheit in Kabul (Afghanistan).
Wir danken Herrn Nassery sehr herzlich für die gelungene Bereicherung des Unterrichts.
Text/Foto: M. Freudenreich